Der Launch von ChatGPT im November hat die Branche wachgerüttelt – fast alle großen Plattform-Player aus den USA und China sind inzwischen nachgezogen und haben eigene KI-Chatbots vorgestellt. Zusätzlich kaufen die meisten massiv KI-Startups, um IP und Talente zu sichern. Jetzt startet KI also wirklich durch 🚀

Vor zwei Wochen habe ich ChatGPT als iPhone-Moment bezeichnet. Jetzt stellt sich die Frage: Wenn ChatGPT das iPhone ist, wer nimmt die Rolle von Apple ein, wer wird Samsung und wer wird zum Nokia? Welche Player werden diesen Paradigmenwechsel überleben und stärker daraus hervorgehen und wer wird den Anschluss verlieren? Die Dringlichkeit ist bei allen angekommen:

Google stellt Chatbot “Bard” als Antwort auf ChatGPT vor

Nachdem Google Ende des Jahres Code Red gegen die Bedrohung von ChatGPT ausgerufen hat, stellte der CEO Sundai Pichai am Montag in einem Blogpost den neuen Chatbot Bard vor. Bard soll ähnlich funktionieren wie ChatGPT, jedoch anders als das aktuelle KI-Modell von OpenAI zusätzlich zu den Trainingsdaten Zugriff auf das Internet haben. Das bringt den Vorteil, dass die Informationen in den Antworten aktueller sind als die des ausschließlich mit Trainingsdaten von 2021 trainierten ChatGPT. Gleichzeitig birgt dieser Ansatz ein erhöhtes Risiko, dass Bard auf falsche Informationen zurückgreift, um uns Antworten zu liefern.

Bei der offiziellen Vorstellung von Bard am Dienstag hat das KI-Modell im Demo-Video eine fehlerhafte Antwort geliefert. Auf die Frage “What new discoveries from the James Webb Space Telescope can I tell my 9 year old about?” antwortete Bard unter anderem mit “JWST took the very first pictures of a planet outside of our own solar system.” Nach Angaben der NASA wurde das erste Bild eines Exoplaneten jedoch im Jahr 2004 in der Europäischen Südsternwarte aufgenommen. Das Video wurde inzwischen von Google aus dem Netz genommen.

Auch ChatGPT gibt bislang teilweise fehlerhafte Antworten und widerspricht sich wiederholt selbst. Bis wir Chatbots wie ChatGPT und Bard als zuverlässige Informationsquelle nutzen können, haben die Teams hinter den Modellen noch viel zu tun. Wenn es erstmal so weit ist, wird das unsere Produktivität aufs nächste Level bringen.

Aber nicht nur Chat und Suche werden langfristig von KI-Modellen profitieren. Die neue Immersive View bei Google Maps, die in den kommenden Wochen in immer mehr Städten ausgerollt wird, ist wirklich eindrucksvoll.

Hier die ganze Präsentation:

The innovators Dilemma - Wird Google überleben?

Bard soll innerhalb der nächsten Wochen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aktuell testen alle Google-Mitarbeiter auf Anweisung des CEOs das Sprachmodell “in the spirit of an interneal hackathon”. An solchen Anweisungen merkt man deutlich, wie viel Druck der Alphabet-Konzern gerade verspürt. Aus diesem Druck heraus können erfahrungsgemäß aber auch große Innovationen entstehen.

Die Angst, abgehangen zu werden, ist in der DNA von Unternehmen wie Google oder Amazon tief verankert. Beide Unternehmen wurden in den 1990er Jahren gegründet, zur gleichen Zeit, als der Harvard Professor seine bahnbrechende Studie zum Untergang großer Konzerne in seinem Buch “The innovators Dilemma” veröffentlichte. Dieser Studie nach können Unternehmen noch so erfolgreich geführt werden – Disruptionen wie das Aufkommen von KI können die Karten komplett neu mischen. Mehr hierzu in meinem Buch 10xDNA.

Welcher Konzern sich am Ende durchsetzt und ob beide nebeneinander existieren könnten, entscheidet schlussendlich die technologische Führerschaft. Google muss hier jetzt wirklich Gas geben, denn viele andere Player mit ähnlich viel Kapital, Daten und Research-Kapazität haben ihre Chance erkannt…

Microsoft optimiert das eigene Angebot: Suchmaschine Bing und Teams Premium entwickeln sich mithilfe von OpenAI weiter

Einer dieser Player, der Google in puncto User und Daten Konkurrenz machen kann, ist Microsoft. Diesen “unfairen Vorteil” nutzt das Unternehmen im Rennen um die besten KI-Anwendungen jetzt aus: Nachdem Microsoft Ende Januar ein $10 Mrd. Investment in OpenAI angekündigt hatte, stellte es letzte Woche “Teams Premium” vor. Die Premium-Version des Meeting-Tools nutzt auf OpenAI’s GPT3.5 basierende Sprachmodelle, um Meetings zu personalisieren und effizienter zu gestalten.

Am Mittwoch gab Microsoft dann den nächsten, wichtigen Schritt fürs Unternehmen in der Jagt auf Google bekannt: Die KI-Software von OpenAI wird ab jetzt in die Suchmaschine Bing integriert. Damit wird Microsoft zur direkten Konkurrenz von Google. Bei der Bing-Integration kommt zudem eine neue Version der ChatGPT-Software zum Einsatz, die nun ebenfalls auf Informationen aus dem Internet zurückgreifen und so zum Beispiel auch aktuelle Flüge raussuchen oder Preise vergleichen kann.

In meinem letzten Newsletter habe ich bereits meine Einschätzungen zu den Entwicklungen von KI und dessen Einfluss auf unseren Alltag geteilt – die KI-Integration von Bing ist ein weiterer Schritt in Richtung Hybrid-Modell und wird uns zukünftig immer mehr Aufgaben abnehmen können. Jetzt bin ich gespannt, wann Google nachzieht und welche Suchmaschine sich langfristig durchsetzen wird.

Baidu kündigt ChatGPT Wettbewerber Ernie an

Auch an den chinesischen Playern ist der KI-Boom nicht vorbeigegangen. Baidu kündigte am Dienstag an, dass sein ChatGPT-Pendant “Ernie” im März die interne Testphase beenden würde. Baidu, das chinesische Pendant zu Google, ist unsere aktuell größte chinesische Position im 10xDNA – Disruptive Technologies-Fonds.

Das KI-basierte Sprachmodell Ernie (Enhanced Representation through Knowledge Integration) wird seit 2019 entwickelt und soll zunächst als Stand-Alone Applikation für Text-Verarbeitung, Text-Generierung und Text-zu-Bild-Erzeugung angeboten werden. Langfristig will Baidu das KI-Modell ebenfalls in seine Suchmaschine integrieren. Der Wert der Baidu-Aktie stieg im Laufe des Tages der Ankündigung um fast 16%.

Neben dem KI-Modell und der führenden Rolle als Search Engine in China ist es bei Baidu aber weiterhin die führende Position im Bereich Autonomes Fahren, die uns von dem Unternehmen überzeugt.

OpenAI’s AI Lab investiert in 12 AI-Unternehmen mit $100M Fonds

Während die großen US-Konzerne sich ein Wettrennen um die besten KI-Integrationen in bestehenden Tools liefern, konzentriert OpenAI sich auf den Ausbau seiner technologischen Führerschaft. Hierfür hat das Unternehmen einen $100M Fonds aufgesetzt und mit diesem bereits in 12 KI-Unternehmen investiert.

Hier ist die Liste:

  1. Anysphere - Noch in Stealth Mode. Will “KI-Tools für Profis” entwickeln.

  2. Atomic Semi - schnellere und günstigere Herstellung von Halbleitern.

  3. Cursor - Ein KI-gestützter Code-Editor.

  4. Diagram - KI in Figma einbauen.

  5. Harvey - Copilot oder KI-Assistent für Anwälte.

  6. Kick - KI-gesteuerte Buchführung.

  7. Milo - Ein KI-Assistent, der Eltern hilft, das Chaos zu organisieren.

  8. qqbot.dev - GitHub Copilot, der die gesamte Codebasis verstehen kann.

  9. EdgeDB - Eine Open-Source-Datenbanktechnologie.

  10. Mem Labs - Eine KI-gesteuerte Notizen-App.

  11. Speak - Ein KI-gestützter Sprachtutor für Englisch.

  12. Descript - Audio-/Videobearbeitungsplattform.

Fest steht: Es bleibt spannend. Ich erwarte in den nächsten Monaten noch viele weitere Durchbrüche in diesem Bereich und verfolge gespannt das Rennen der Big Player um die stärkste KI 🧠


Präsidentenbesuch bei Endurosat | RobCo Boardmeeting mit Sequoia

Präsidentenbesuch bei Endurosat

Am Dienstag war der Präsident Bulgariens im Rahmen des Balkan Space Programs bei unserem Portfolio-Unternehmen Endurosat zu Besuch. Ich freue mich sehr, dass eines der führenden Space-Tech-Startups unserer Zeit aus Europa kommt und dass wir es mit Freigeist unterstützen dürfen. Das starke Wachstum bei Nachfrage, Umsatz und Team ist wirklich eindrucksvoll.

RobCo Boardmeeting mit Sequoia in London

Wir hatten diese Woche unser erstes gemeinsames Boardmeeting mit Robco und Sequoia in London. Nachdem Sequoia im Dezember die $14M Series A von Robco angeführt hat, freuen wir uns jetzt darauf, gemeinsam mit starken Partnern RobCo weiter aufzubauen 🦾

Neues von 10xDNA

Zum Schluss noch ein kurzer Einblick hinter die Kulissen von 10xDNA – wir haben in den letzten Monaten intensiv an einem größeren Update gearbeitet und in wenigen Tagen startet es 🚀

Morgen bin ich zu Gast im Alles auf Aktien Podcast 🎧 und erzähle mehr hierzu. Die ganze Folge findet ihr hier.

Tools / Leseempfehlung

Buch 📙: BUILD by Tony Fadell

Tony hat in seiner Karriere viele bedeutende Produkte entwickelt (iPod, iPhone, Nest…), aber natürlich auch Fehltritte gehabt. In seinem Buch “Hands-On” berichtet er, wie Teams, Entwicklung, Design, Vermarktung und Co. in der Praxis funktionieren.

Podcast 🎧: Lex Fridman

Lex ist Research Scientist am MIT und ich mag seine tiefgehenden Gespräche. Meistens sehr technisch. Höre auch nicht jede Folge ;-)

Tool 🛠️: 1Password

Kennt Ihr, OK 👌🏻 Wenn nicht, dann bitte unbedingt damit befassen: Ihr braucht einen OS übergreifenden Passwort-Manager. Bitte Ruhe & Zeit nehmen, um es zu verstehen und richtig einzusetzen. Es gibt Alternativen, ich verwende seit Jahren 1Password.

💡 Dies ist keine Anlageberatung. Bitte informiert euch vor einer Geldanlage über die Risiken und beachtet unsere Offenlegungen auf 10xdna.com/info